„100% geschützt“ oder auch „Jetzt gegen alle Angriffe wappnen!“ … die Werbetrommel wird gerührt und wenn man selbst nicht vom Fach ist möchte man diesen Werbeversprechen gerne glauben. In einem Anfall von Aktionismus klatscht man sich den Rechner mit Schutzsoftware voll. Sicher fragt man sich wo da der Königsweg ist …
Wie viel Sicherheit braucht man?
Zunächst einmal muss man klar sagen, dass Schutzsoftware nicht alles ist. Die absolute Sicherheit gibt es ohnehin nicht. Das Verhalten des Benutzers ist vielleicht der wichtigste Parameter. Natürlich kann man nicht ständig aufmerksam sein und über all aufpassen, dafür gibt es natürlich Werkzeuge. Windows – insbesondere die neuen Windowsversionen – bringen dafür bereits das ihre mit. Ob man etwas besseres braucht als die Standardtools kommt auf die Gefahren an, denen man seinen Rechner aussetzt. Schauen wir einmal auf das Gefährdungspotenzial.
- Geringe Gefährdung: Der Rechner wird nur privat verwendet und besitzt keine Verbindung zu einem Netzwerk. Sie benutzen den Computer mehr oder weniger als teure Schreibmaschine. In diesem Fall. Dann braucht man in der Tat nichts weiter als das, was einem Windows mitbringt, aber man würde auch diesen Artikel nicht lesen.
- Normale Gefährdung: Der Rechner wird auch nur privat verwendet und ist mit dem Internet verbunden. Fachleute würden hier ein oder zwei Programme empfehlen und bestimme Verhaltensregeln beim Surfen im Internet vorschreiben, um auf der sicheren Seite zu sein.
- Starke Gefährdung: Ihr Computer wird beruflich, dienstlich oder mit mehreren Personen ggf. auch mit Verbindung zum Internet benutzt. Er enthält unter Umständen auch sensible Daten.
Welche Software darf es sein?
Gehen wir einfach mal vom normalen Fall aus: Ein Computer der über eine permanente Verbindung (meist DSL) mit dem Internet verbunden ist. Vor einigen Jahren noch hätte man gesagt, zunächst braucht man eine Firewall, also ein Programm, das die Verbindungen von und zu diesem Rechner überwacht, kontrolliert und gegebenenfalls unterbricht. Seinerzeit gab es da Software auf dem Markt (u.a. ZoneAlarm), aber heute ist so ein Modul in Windows eingebaut und verrichtet auch gute Arbeit.
Sehr viel wichtiger ist also der Virenscanner. Es handelt sich oft um ein System von Hintergrundprogrammen, die zur Analyse von Dateien verantwortlich sind. Dies kann ein einmaliger Vorgang sein oder auch ständig erfolgen. Im zweiten Fall spricht man auch von einem Wächter oder Wächterprozess. Ein Programm, das schon beim Systemstart, aktiv wird und dann ständig im Hintergrund alle Dateien, die man so anfasst, untersucht. Prinzipiell ist so ein Programm bei Windows dabei. Es heißt Windows Defender und über seine Güte lässt sich streiten. Es ist sicher besser, als gar keinen Scanner zu haben, aber in der Malwarebekämpferszene traut man ihm nicht über den Weg. Man empfiehlt ein Produkt der großen Sicherheitsfirmen, das ständig gewartet wird und laufend neue Virendefinitionen erhält. Festhalten muss man aber, dass man dafür schon auch etwas Geld in die Hand nehmen sollte. Einem Virenscanner, der nichts kostet und den man beim Abschluss eines Internetpakets einfach mal so dazu bekommt, dem sollte man kritisch gegenüberstehen und sich die Frage stellen, warum er denn kostenlos ist. Den vollen Schutz eines Produktes erhält man immer nur dann, wenn man auch ein Abo abschließt.
Wünscht man etwas mehr Sicherheit, beispielsweise weil auch Kinder den Computer benutzen oder man sich einfach nur unsicher ist. Dann gibt es auf dem Markt auch spezielle Malwarescanner, die einfach noch etwas genauer hinsehen, als das ein „normaler“ Virenscanner würde. Das einzige Produkt, das man zu einem Virenscanner empfehlen würde ist das der Firma Malwarebytes. In der kostenlosen Version kann man einmal in der Woche für wenige Minuten den Rechner untersuchen lassen und darf dann beruhigt sein, wenn nichts gefunden wird.
Mehr Software benötigt es auf keinen Fall. Man darf hier nicht auf die Idee kommen, dass „Viel“ auch viel helfen würde. In der Tat ist es so, dass zwei Virenscanner sich irgendwann nur noch mit sich selbst beschäftigen, die Systemperformance in den Keller ziehen und Fehlalarme produzieren würden. Auf eine genauere Erklärung verzichtet der Autor an dieser Stelle.
Für den erhöhten Schutz bei sensiblen Daten ist ohnehin meist der Administrator der Firma oder des Amtes zuständig, für die man arbeitet. Selbständige sollten sich hier von einem Fachmann ausführlich beraten lassen. Privatleute können über eine Verschlüsselung ihrer Daten nachdenken. Auch hierfür gibt es einfache und sehr komplexe Lösungen, die diesen Rahmen sprengen würden.
Fazit – Was soll ich mir jetzt also holen?
Ein (guter) Virenscanner und eventuell ein Malwarescanner – mehr nicht, aber auch nicht weniger. Spezialscanner, wie man sie auf Internetforen schnell findet, lässt man besser in der Hand der Fachleute und setzt sie nur nach Aufforderung ein. Falsch eingesetzt richten sie mehr Schaden an, als dass sie helfen.